Wir schreiben das Jahr 1961, der Kalte Krieg ist im Gange sich zu zuzuspitzen. Männer wie mein Vater – Jahrgang 1941 – waren es, die ihren Dienst in den Teilstreitkräften Heer, Marine und Luftwaffe der noch jungen Bundeswehr am Eisernen Vorhang entlang der innerdeutschen Grenze zur DDR und Warschauer Pakt verrichteten, unabhängig von der Jahreszeit oder politischer Lageveränderungen. Mein Vater war von 1961-1966 als Zeitsoldat der Luftwaffe im Rang eines Hauptgefreiten als Gerätemechaniker eingesetzt (sein Spruch war immer „die Herren der Luftwaffe, die Kameraden der Marine und die Soldaten des Heeres“). In diesem Zeitraum erlebte er, wie viele andere Wehrpflichtige, Zeit und Berufssoldaten auch, den Bau der Mauer und 1963 die Kuba Krise mit wochenlangen Alarmbereitschaften etc.
Ich habe mich entschlossen die Erzählungen meines Vaters niederzuschreiben, um auch die Geschichte unseres Heimatlandes im Kalten Krieg zu dokumentieren. Wir konnten durch den Einsatz der unzähligen Soldaten in Freiheit und Frieden aufwachsen.
Der Befehl lautete „Das Gerät muss laufen“, und das bezog sich auf eine Radaranlage in der Oberpfalz mit einer Radius-Reichweite von 300 km (bis nach Polen!). die bei Wind, Eis und Schnee arbeitete, um die Augen der NATO offen zu halten.
Die Kaserne befand sich in Burglengenfeld (Stefan 1), die Stellung mit Rundumsuchradar und Höhenmessgerät (Highfinder) in Pistlwies am Hackl-Berg (Codename Stefan 3) und die Auswertung in Pottenstetten (Codename Stefan 2). Die Einheit gehörte zum Fernmelderegiment 31 in Freising
Die Ausgangsleistung des Rundumsuchradars betrug einige Megawatt. Dennoch waren Wartungsarbeiten oder Tätigkeiten im Sendebereich im laufenden Betrieb der stark strahlenden Geräte zur damaligen Zeit normal. Niemand machte sich Gedanken um weitreichende gesundheitliche Spätfolgen, welche dann auch meinen Vater trafen. Er verstarb 2004 an den Folgen des „Radarkrebses“, mein Mutter erhält bis heute hierfür ein „Radarrente“ vom Dienstherren.
Aufgrund der Tatsache, dass der Arber im Bayerischen Wald die Reichweite und Sicht in die Tschechoslowakei behinderte kam es immer wieder zu Verletzungen des deutschen Luftraumes. Die Flugzeuge des Warschauer Paktes sind im Schatten des Arbers angeflogen und über den Bayerischen Wald, Oberpfalz und Oberfranken bei Hof wieder zurück in die DDR. Daraufhin flog die US Air Force aus der Pfalz kommend sogenannte „Scrambling“-Einsätze an der Grenze – ein Katz und Maus Spiel! Das IFF (Freund / Feind Identifikation) war hier die wichtigste und sicherste Erkennungsmöglichkeit und mit das Geheimste der Luftwaffe und NATO.
Eine Vergatterung der diensthabenden Mannschaft über diese Vorfälle war die Folge.
Aufgrund der geografischen Lage wurde bereits 1960 über eine Verlegung gesprochen, letztendlich wurde die Einheit ca. 1980 an den Arber verlegt.
Wer über die Einheit, Stellung etc. noch Informationen hat, bitte melden.
Zusätzlich zum Thema „Radaranlage“ zeige ich hier noch einige Bilder aus dem Fotoalbum meines Vaters, welche er während seiner Dienstzeit u.a. auf den Truppenübungsplätzen Grafenwöhr und Hohenfels aufgenommen hat. Den Abschluss bilden drei Aufnahmen vom Flughafen Nürnberg während der Aufmarschphase zu „Reforger I“ im Jahr 1969.
Fabian Masching
Ein Kommentar
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Hallo Fabian,
auch wenn ich Dir diese Zeilen bereits per Mail übermittelt habe, möchte ich sie doch gerne auch an dieser Stelle verwenden. Ein riesengroßes Dankeschön für diesen mehr als großartigen Artikel! Es ist mir eine riesengroße Ehre, diesen Artikel hier veröffentlichen zu dürfen!
Dein Begleittext ist reif für eine Publikation. Mit Herzblut geschrieben und überaus lesenswert! Eine wunderbare Laudatio auf die Leistung Deines Vaters und die Kameraden der Bundeswehr zu Zeiten des kalten Krieges. Die Tiefe Deines Textes hat mich wirklich berührt. Die jüngeren Generationen haben absolut keinen Bezug zu den Leistungen der Generationen, auf denen Ihre heutige Meinungsfreiheit beruht.
Die dazugehörigen Bilder sind einfach eine Wucht. Der damalige Zeitgeist wird perfekt wiedergespiegelt. Ich denke, hier werden vor allem auch die Leser angesprochen, die diese Zeiten noch selbst live miterleben “durften”. Die Qualität der Bilder ist phänomenal. Sowohl qualitativ, als auch vom Bildinhalt. Ein echtes Schmankerl sind natürlich die zusätzlichen Bilder von den Truppenübungsplätzen in der Oberpfalz und Reforger I 69! Ich bin absolut sprachlos!
Ich denke, Deinem Vater würde dieses Andenken sehr gefallen!
Beste Grüße aus Niedersachsen
Sven