Hallo,

bei „Aufräumungsarbeiten“ an meinem PC bin ich auf eine kleine Abhandlung über den 120mm Mörser gestoßen – und die möchte ich euch nicht vorenthalten.

Vorrausschickend: ich war 3 Jahr MunUffz in einer Mörserkompanie (schwere Kompanie des PzGrenBtl), und zwar in der 5./PzGrenLBtl 353 Hammelburg. Was ich hier beschreibe, bezieht sich auf den Zeitraum Mitte der 1980iger.

Gliederung

Die 5./353L war eine besondere Kompanie: neben dem (STAN-mäßigen) Mörserzug gab es den Panzerjägerzug und den Panzerabwehrzug. Diese Gliederung galt nur in Friedenszeiten – wegen des Lehrauftrags für die Infanterieschule. Im V-Fall wäre die 5./ eine reine Mörserkompanie gewesen.

Mörser

Der Mörser ist die Artillerie der Infanterie. Bei der Bundeswehr war er auf verschiedenen Trägerfahrzeugen (z.B. M113) eingesetzt – er kann jedoch auch abgesetzt kämpfen.

Mörserträger M113 auf dem TrpÜbPl Hammelburg

Mörserzug auf dem TrpÜbPl Bergen 1983

Abgesessener Kampf (US-Mörser)

Die Besatzung des M113 als Mörserträger besteht aus 5 Mann: Kommandant, Richtschütze, Ladeschütze, Munitionsschütze und Fahrer.

Der Mörser ist eine Steilfeuerwaffe. Er wird von vorne (oben) geladen – der Schlagbolzen ist feststehend.

Munition

Die Bundeswehr verwendet folgende Munitionssorten:

  • Sprenggeschosse mit Aufschlagzünder
  • Sprenggeschosse mit Annäherungszünder
  • Leuchtgeschosse
  • Nebelgeschosse
  • Üb-Geschosse

Sprenggeschosse mit Aufschlagzünder: Durch den Aufschlag wird die Sprengladung durch den Zünder zur Wirkung gebracht. Farbe: gelboliv mit chromgelber Schrift

Sprenggeschosse mit Annäherungszünder: Auf Grund des Doppler-Prinzips setzt der Zünder noch vor dem Aufschlag in einer Höhe von 2 – 5 m um – die Streuwirkung ist größer. Farbe: gelboliv mit chromgelber Schrift

Leuchtgeschosse: Durch einen Zeitzünder wird die Hülle des Geschosses getrennt. Ein Leuchtkörper wird ausgestoßen, der an einem Fallschirm zur Erde fällt und das Gefechtsfeld beleuchtet. Auf Truppenübungsplätzen kann man hin und wieder das hintere Ende des Geschosses mit dem Leitwerk finden. Es ist ein begehrtes Sammlerobjekt. Allerdings muss man auch vorsichtig sein. Ein Schäfer hatte einmal solch ein vermeintliches Teil gefunden und es aus dem Boden gezogen. Er war dann etwas überrascht, dass sich noch etwas an dem hinteren Teil des Geschosses befand: nämlich das vordere Teil: Es handelte sich um einen Blindgänger eines Sprenggeschosses! Also: Hände weg! Farbe: cremeweiß mit tiefschwarzer Schrift

Nebelgeschosse: Hier gibt es zwei Arten: Nebel HC (Hexachloräthan: Geschosshülle wird getrennt und der nebeltopf brennt ab; Farbe: weißgrün mit tiefschwarzer Schrift) und Nebel FM (Titantetrachlorid: Zentriert in der Geschosshülle befindet sich eine Zerlegeladung; das Titantetrachlorid reagiert mit der Luftfeuchte, und es beginnt zu „nebeln“. Vorsicht! Gesundheitsgefährdend! Farbe: weißgrün mit chromgelber Schrift)

Üb-Geschosse: Geschosse mit Zerlege- bzw. Rauchladung. Farbe: lichtblau mit chromgelber Schrift

Aufbau Mörserpatrone

Äußerlich ist die Mörserpatrone recht einfach zu erkennen: sie besitzt eine Spindelform. Am hinteren Ende ist ein Leitwerkschaft (mit Löchern) mit 10 „Flügel“ angebracht. Den Schaft verschließt eine Bodenplatte, in dem das Anzündhütchen eingebracht ist. Im Schaft selbst befindet sich die sog. Grundladung: ein zylindrischer, braun eingefärbter Körper. Außen oberhalb der Fügel sind 8 Treibladungsringe (1 brauner, 7 weiße) angebracht.

Etwa in der Mitte der Geschosshülle befinden sich sogenannte Gasabdichtrillen.

Funktionsweise

Die Mörserpatrone wird von vorne/oben in das Rohr gelassen. Die Patrone fällt nach unten und trifft auf den feststehenden Schlagbolzen. Das Anzündhütchen setzt um und bringt die Treibladung (Grund- und Teilladungen) zur Wirkung. Die so entstehenden Treibladungsgase strömen am Geschoss vorbei nach oben. An den Gasabdichtrillen verwirbelt sich der Luftstrom und das Geschoss wird aus dem Rohr gedrückt.

Einsatz

Der sog. Arbeitsmörser fährt in die Stellung. Anhand der Schusstafel errechnet der Feuerleitoffizier (auf M113) die Einstellungen am Mörser und die Anzahl der Treibladungen. Ein vorgeschobener Beobachter (VB) – zu meiner Zeit auf einem Kanonenjagdpanzer mit funktionierender Waffenanlage! – steht an exponierter Stelle und meldet an den Feuerleitoffizier die Trefferlage. Es wird „gegabelt“ (z.B. 200 zulegen – nächster Schuss – 100 abbrechen – nächster Schuss), bis der Treffer im Ziel liegt. Der Feuerleitoffizier errechnet die Flugzeit und gibt dem VB kurz vor dem Aufschlag immer eine Info.

Liegt das Feuer im Treffbereich, so fahren die anderen Mörserträger in die vom Richtkreistrupp vorher ausgemessenen Stellungen. Der Feuerleitoffizier befiehlt nun die Einstellungen des Arbeitsmörsers zu übernehmen und beginnt den Feuerkampf. Schießen alle Mörser, so wird „ x Gruppen“ (X = Anzahl der Schüsse) befohlen.

Der Einsatz kann im Halbzug (1 Feuerleit, 1 VB und 3 Mörser) oder im Zugrahmen (1 Feuerleit, 1 VB, 6 Mörser) erfolgen.

Über den Autor: Mathias

Mil. Werdegang: IV/1981 PzJgAusbZg 911, Düren; Panzerjäger; I/1982 - II/1985 5./PzGrenLBtl 353 Hammelburg; Panzerjäger, dann Mun-Uffz; II1985 - II/1986 XIII Inspektion STTr Aachen, 50. Feuerwerkerlehrgang; II/1986 - IV/1988 Feuerwerker und Arbeitsstellenleiter im MunDp Pflummern; bis 2003 Reservist im TDp Mun Beuren und dann im GebNBtl 82, Roding als Feuerwerker
Published On: 02.07.2017|Kategorien: Rad- und Kettenfahrzeuge|Tags: |

Ein Kommentar

  1. Sven 2. Juli 2017 um 19:53

    Hallo Mathias,

    tausend Dank für diesen Qualitäts-Beitrag! Das sind Informationen aus erster Hand. Der Artikel ist wirklich 1A ausgearbeitet und gegliedert. Besser geht’s nicht! Echt richtig gute Arbeit! Danke!!!

    Viele Grüße

    Sven

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