Das Manöver ” Schwerer Dampfhammer ” war unsere erste Übung während meiner Grundwehrdienstzeit der 3/563. Wir wurden am 01.04.1986 eingezogen und hatten bis dahin noch keinen größeren Übungsaufenthalt ausserhalb unserer Schochkaserne in Landshut, bis auf dem Standortübungsplatz ” Stallwang ” erleben dürfen.
Ich war im dritten Zug unserer Kompanie als Richtschütze beim Leopard 1 A1 eingesetzt und mit der damaligen Technik bis dahin recht gut vertraut. So bereiteten wir uns auch das Manöver vor und wir rüsteten unsere Leos auf mit allem was dazugehörte……. Persönliche Ausrüstung, Waffen, Werkzeug, Tarnanstrich, Treibstoff, Verpflegung und natürlich auch den Treibstoff für uns als Turmbesatzung 🙂 , ausser der Fahrer, der durfte nur Wasser trinken :-).
Am 15.09.1986 war es soweit und wir nahmen an dem Manöver teil. Das ganze Panzerbataillon 563, also die 1/563, 2/563, 3/563 und die 2/564 waren daran beteiligt, bis auf die 4/563. Die Rekruten der 4/563 waren erst im September 1986 eingezogen worden, sie konnten zu der Zeit vll. den Namen Leopard 1 noch gar nicht richtig ausschreiben 😉
Unser Abmarsch aus der Schoch-Kaserne in Landshut erfolgte am 15.09.1986 gegen Nachmittag zum Verfügungsraum in Richtung Erding auf einem Bauernhof. Wo genau dieser genau war, kann ich beim besten Willen nicht mehr sagen.
Wir verblieben dort die erste Nacht über und irgendwann des Nachts kam ein Lastwagen mit Treibstoff und wir mussten gefechtsmäßig die Betankung über Kanister durchführen. So weit waren wir ja noch nicht gefahren deshalb war die Tankerei bald beendet. In den frühen Morgenstunden bekamen wir den ersten Einsatzbefehl und wir fuhren los ins Geschehen. Wohin es uns überall verschlug, bzw. wo wir eingesetzt waren, ist für einen Richtschützen der überwiegend unter dem Kommandanten sitzt, nicht immer nachvollziehbar.
Irgendwann kamen wir in den niederbayerischen Raum Velden, wo es zu Kampfhandlungen mit den “Blauen” kam, wir waren ja die Bösen, also ” die Roten “.
An einem anderen Abend unternahm unser Zugführer HptFw Schindler zu Fuß eine Erkundung durch und wäre beinahe gefangen genommen worden. Er gab mit seiner Signalpistole ein Signal, worauf wir ihm mit unseren Panzern zu Hilfe kamen, um ihm aus seiner Situation zu helfen.
Wir bezogen einmal tagsüber eine Stellung im relativ offenen Feld, d.h. wir fuhren soweit eine Anhöhe hinauf, so dass ich als Richtschütze mit meiner Feuerleitanlage gerade noch das Gelände einsehen konnte. Nach einiger Zeit der Beobachtung ist mir hinter einer Scheune in einer Ortschaft ein Objekt aufgefallen das dem Spähpanzer Luchs recht ähnlich sah. Ich berichtete meinen Kommandanten über mein “Erspähtes” und auch dieser erkannte den “Luchs”. Anscheinend muss der Luchs erkannt haben das wir ihn auch selbst ausmachten und anvisiert haben und er verschwand zugleich.
Das Ergebnis ließ sich nicht lange auf sich warten, nach einiger Zeit kam ein VW-Bus mit den Schiedsrichtern vorbei und erklärte uns für eine Stunde als kampfunfähig. Wir wurden entweder von Artillerie oder von Panzerabwehr kampfunfähig gemacht. Das hatten wir wohl dem ” Luchsspäher ” zu verdanken.
Der Leo von Uffz. Schieder ist während der Übung wegen technischen Mangel am hinteren Antriebskranz ausgefallen und er wurde mit dem mit dem Bergeleo zurück in die Kaserne nach Landshut gebracht. Wer gedacht hätte für den “Siegi” sei die Übung zu Ende der hat sich geirrt. Er und seine Besatzung mit Unterstützung von ein paar Instlern tauschten den Antriebskranz aus. Dies war nur möglich weil noch ein paar 1er Leos in der Kaserne rumstanden welche nicht im Manöver dabei waren. So hat er sich kurzerhand einen Antriebskranz von einem anderen ” geborgt “. Wie er das geschafft hatte weiß bis heute keiner so richtig, jedenfalls fuhr er allein ohne Führungsfahrzeug aus der Kaserne und nahm wieder an der Übung teil……ein Teufelskerl. Unser Zugführer war zurecht erstaunt als der ” Siegi ” wieder aufkreuzte. Daraus lässt sich auch schließen das wir uns in der Gegend von Landkreis Landshut bewegten, sonst hätte aufgrund der Nähe Uffz Schieder nicht noch einmal in das Manöver eingegriffen 🙂
Am letzten Tag der Übung in aller Frühe, wir waren in einem Obstgarten in Stellung, wurde nochmal ein Angriff gefahren. Dazu fuhren wir wieder über Wiesen und Felder, ohne größere Schäden anzurichten. Es kam eine Meldung das sich einige Panzergrenadiere in einem Maisfeld verschanzt hatten. Wir umkreisten daraufhin das Maisfeld und ließen dieser nicht mehr heraus.
Wir hätten noch längere Zeit dort ausgehalten um die “Grenies” weich zu kriegen. Doch dann kam die Meldung dass das Manöver “Schwerer Dampfhammer ” zu Ende ist. Wie es bei den Bundeswehrmanövern immer war und wahrscheinlich immer noch ist, erzielen die “Roten Aggressoren ” am Anfang der Übung immer Geländegewinne und zum Ender der Übung werden sie weit zurückgeworfen. So auch bei uns, wir waren die Geschlagenen 🙂
Nach dem Ende der Übung stellten wir uns auf und warteten auf den Befehl zum Rückmarsch in die Heimatkaserne nach Landshut. So geschah es auch und wir machten uns auf den Nachhauseweg und waren froh das wir alle wieder gesund heimkamen.
Wir hatten während der ganzen Manöverzeit einen schönen und trockenen Spätsommer, ohne einen Tropfen Regen, dafür um so mehr Staub. Wir schliefen, sofern es möglich war meistens auf der Motorplatte unseres Leos, diese war immer schön durchgewärmt und man brauchte keinen Schlafsack .
Leider kam es in dieser Übung auch zu einem tödlichen Unfall, bei einem Beobachtungspanzer des Manövers “Schwerer Dampfhammer” riss, vermutlich wegen eines schadhaften Bolzens, die linke Panzerkette. Auf der B 388 bei Vilsbiburg im Kreis Landshut drehte sich der Panzer, stieß durch die Leitplanke und stürzte eine fünf Meter hohe Böschung hinunter. Ein 20jähriger Gefreiter und ein 22 Jahre alter Obergefreiter wurden tot aus der Einstiegsluke geborgen.
Auszug von ” Die Zeit ”
Herbstmanöver: Kriegsspiel mit Folgen
Die alljährliche “Schneise der Gewalt”
Von Klaus Pokatzky
17. Oktober 1986, 8:00 Uhr
5 Kommentare
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Hallo,
zunächst auch dieser Stelle nochmals ein herzliches Willkommen hier auf M136! Ihr Einstand kann nur als Spektakulär bezeichnet werden!!!
Die fotografische Zeitreise in das Jahr 1986 wird optimal mit Ihren Schilderungen untermalt! Man kann förmlich in die damaligen Manöver-Geschehnisse eintauchen. Die Leopard 1 A1, sowie die Begleitfahrzeuge im Manövereinsatz sehen einfach super aus. Die Landschaft östlich von München gibt aber auch eine wirklich schöne Kulisse für das Geschehen und zeigt, wie reizvoll doch auch das eigene Land ist… Besonders gefallen mir die Aufnahmen auf dem landwirtschaftlichen Anwesen. Solche Bilder treffen absolut genau meinen Geschmack. Da kann man sich niemals satt sehen! Zu dem gibt es zum “schweren Dampfhammer” vergleichsweise wenige verfügbare Aufnahmen und weiterführende Informationen. Zu dem ist der Deckname der Übung schon ziemlich originell 😉
Schmunzeln musste ich über die Anekdote zum Siggi und den Antriebskranz! Dies ist pure Motivation 🙂
Ein ganz großes Dankeschön von mir für diesen wunderbaren Artikel!
Mit freundlichen Grüßen
Sven Karp
Hallo Georg,
ich kann mich Sven nur anschließen, ein super Einstand hier auf M 136 mit interessanten Bildern und Infos , vielen Dank dafür, dass Du Deine Erlebnisse mit uns teilst !!!
Viele Grüße
Tom
Hallo Sven, Hallo Tom,
ich Danke euch für das positive Feedback für meinen Beitrag.
Es war mir eine Freude “vergangene BW-Zeiten ” mit neuen Leben zu erwecken und hier veröffentlichen zu dürfen. Es wäre schö, wenn mehr Beiträge von früher hier zu lesen wären, vll. kann sich der eine oder andere vorstellen hier aktiv zu werden.
Ich freu mich jedenfalls auf neue Beiträge hier.
Sven, ich möchte dir meine Anerkennung und Hochachtung für deine Arbeit bei M 136 aussprechen, mach weiter so.
Mit kameradschftlichen Gruß
Georg
Hallo,
als junger Uffz habe ich als Geschützführer M 110 an der der Übung teilgenommen. Leider habe ich keine Foto´s dabei gemacht.
Aber eine kleine Geschichte kann ich zum Besten geben.
Die 4./81 war in der Nähe von Grüntegernbach in einer Feuerstellung, die Bttr. bereitete sich auf die Nach von. Ich wurde als Alarmgeschütz und Arbeitsgeschütz etwas Abseits der Feuerstellung aufgestellt. Die damals geltende Taktik so den Einsatz eines Arbeitsgeschützes abseits der Feuerstellung vor. Grund war, damit bei “Einschießen” die Feuerstellung der restlichen Bttr. nicht verraten wurde. Jedenfalls wurde in der Nacht Stellungswechsel befohlen. Aber das Alarm- bzw Arbeitsgeschütz wurde vergessen zu benachrichtigen. Auf jeden Fall war ich mit meiner Haubitze bei Tagesanbruch alleine auf weiter Flur. Wir haben uns an den Spuren der restlichen Kameraden orientiert und nach einigen Fragen bei Grennies und Panzers dann die eigene Bttr. wieder gefunden. Die hatten unser Fehlen noch gar nicht bemerkt!
Ich hätte nie gedacht was Schlafmangel alles im Körper anstellt. Meine Besatzung und ich hatten den Stellungswechsel in der Nacht einfach nicht gehört. Und unser Zugführer war so durch den Wind, dass er nicht mal bis 6 zählen konnte, warum auch immer!
Die Geschichte hat noch längere Zeit für Gelächter und für einen eigenen Sketch bei der Barbarfeier gesorgt.
Es war aber eine schöne Übung.
Grüße an alle vom Bumskopf
Hallo Georg,
auch ich möchte Dich auf M136 willkommen heißen.
Das nenne ich einen gelungenen Einstand! Genaue diese Bilder und auch Dein Bericht sind dass, was vielen von uns hier aus der guten, alten Zeit in Erinnerung blieb – heute völlig unvorstellbar. Da ich selbst längere Zeit in einem Panzerbataillon Dienst tat kann ich Deine Geschichte sehr gut nachvollziehen – genau so war es!
Vielen Dank dass Du Deine Bilder und Erinnerungen mit uns teilst.
Mit kameradschaftlichen Gruß
Wolfgang