Mitte Oktober 1986 wurden wir jeweils mit einem Zug der 2/563 und der 3/563 nach München in die Bayernkaserne zu einer Lehrübung für Offiziersanwärter abkommandiert. Die Verfrachtung von unseren Leos und Mannschaften nach München erfolgte mittels Zug.
In der Bayernkaserne waren zu jener Zeit unter anderen Einheiten der Heimatschutzbrigade 56 stationiert.
- das Panzergrendadierbatallion 561 (PzGrenBtl 561)
- das Panzerartilleriebataillon 565 (PzArtBtl 565) sowie
- die Nachschubkompanie 560 (NschKp 560) und
- die Instandsetzungskompanie 560 (InstKp 560)
Der Aufenthalt erstreckte sich nur für einige Tage, genauer gesagt, von Montag bis Donnerstag. Mir ist es deshalb in so guter Erinnerung, denn an jenen Donnerstag hatten wir “Bergfest”, also die Hälfte unserer Wehrdienstzeit war vorbei. Der Rest der Kameraden welche in der Heimatkaserne in Landshut verblieben haben nach Dienstschluss natürlich schon kräfitig vorgefeiert und hatten einen guten Vorsprung 😉 Wir konnten nach unserer Rückkehr am Abend diesen leider nicht mehr recht aufholen, kamen aber auch nicht zu kurz 🙂
Wieder zurück zur Übung.
Das herbstliche Wetter spielte uns sehr gut in die Karten, es war schön trocken und “ned zu Batzig”, wie man in Bayern sagt 🙂 Ein richtig schöner goldener Herbst, dies kam natürlich uns Soldaten bzw. dem Material sehr gelegen.
Nach einer theoretischen Schulung und Einweisung fuhren wir täglich zum Übungsplatz in die “Fröttmaninger Heide” oder auch Panzerwiese genannt. Es war der Standortübungsplatz im Münchner Norden und hatte eine etwa 200 Hektar große Heidefläche.
Wir hatten den Auftrag für den Offiziersanwärter Lehrgang ein Schaugefecht mit verschiedenen Heereseinheiten zu fahren, wie z.B. den Panzerjägern, Grenadiere, Panzerabwehr (B 105), Flugabwehr ( Gepard ), Artillerie, Mörser, usw.
Es war ein entprechendes Aufgebot vorhanden um zu demonstrieren wie das Zusammenspiel der einzelnen Panzerverbände funktionierte. Natürlich klappte nicht gleich alles auf Anhieb, so wurden mehrere Durchgänge durchgeführt bis der Kommandeur zufrieden war.
Es wäre nicht die Bundeswehr wenn wir es nicht schafften auch etwas zu beschädigen bzw. platt zu walzen. Ich durfte bzw. ich musste am dritten Tag als Panzerkommandant fungieren, da sich mein Unteroffizier nach einer unerlaubten Handhabung mit der Simulationsmunition DM54 verletzt hatte.
Wir fuhren wieder auf die Panzerwiese und probten für das “Lehrstück”. Beim Rückzug fuhren wir Vollgas zurück und ich wollte meinem Fahrer über das Kehlkopfmikrofon den ” Panzer Halt ” Befehl geben, doch dieser fuhr untentwegt weiter. Nach mehrmaliger Wiederholung meiner Anweisung, keine Reaktion. Wir kamen einer Maschendraht Umzäunung von einer BW-Einrichtung sehr nahe, doch immer noch kein Halt. Darauf hin bin ich recht zügig vom Kommandantensitz runter zum Fahrer geschlüpft und hab meinem Fahrer mit dem Fuß in den Rücken getreten das er Anhalten soll. Doch es war leider schon zu spät, der Zaun war platt gewalzt und wir standen mitten drin in dem eingezäunten Grundstück.
Der Grund für das Missgeschick, die Sprechhörerverbindung zwischen mir und dem Fahrer war unterbrochen. Es lag ein Defekt am Kopfhörer des Panzerfahrers vor, deshalb konnte er mich nicht hören 🙂
Doch am letzten Tag, eigentlich der wichtigste von allen, ging alles glatt und keine weiteren Vorkommnisse. Der Kommandeur, die Offiziere sowie die Offiziersanwärter waren erstaunt und rundum zufrieden mit der Vorführung. Zum Abschluss durfte jeder von den Anwärtern sich einen Panzer aussuchen und eine Runde um den Übungsplatz mitfahren. Unser Fahrgast war zu meinem Erstaunen kein Angehöriger der Bundeswehr. Nach seinem Äusseren muss er von einer Armee im Asiatischen Raum gekommen sein. Jedenfalls haben wir ihn schön durchgerüttelt, denn er durfte während der Rundfahrt im inneren des Kamfraumes verweilen 🙂
Nach dem Ende der Übung fuhren wir noch in die Panzerwasschstraße um unseren “Leo” wieder sauber nach Hause zu bringen. Danach ging es auf direktem Weg zum Bahnhof zur Verladung und wir kehrten zu unseren Standort nach Landshut zurück.
Alles in allem, war es eine interessante und erlebnisreiche Einheit für uns Rekruten.
Wie schon Anfangs erwähnt, gesellten wir uns nach unserer Rückkehr noch zu unseren Kameraden und feierten unser ” Bergfest ”
Prost Kameraden
Bild 2 : Der, der da vorne am Leo lehnt, das bin ich selber zu der Zeit 🙂
Bild 1-6: Unsere Leos in der Bayernkaserne
Bild 7-16 Standortübungsplatz Fröttmaninger Heide ( Panzerwiese ) mit den verschiedenen Verbänden.
4 Kommentare
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Hallo,
ein ganz großes Dankeschön auch für Ihren zweiten Artikel aus der guten alten Zeit! Ihre Beschreibung der damaligen Ereignisse liest sich wie ein kleiner Abenteuerroman! Man kann gedanklich super in die Lehrübung und das Geschehen darum eintauchen. Die 80er Jahre waren einfach eine geniale Zeit 🙂
Den Offiziersanwärtern wurde ja einiges geboten, auf der Panzerwiese war (fast) alles versammelt, was ein Brigade so zu bieten hat! Davon abgesehen, gibt der Leopard 1 schon einen reizvollen Anblick ab!
Der arme Kraftfahrer kann einem schon leidtun. Wenigstens hat sich eine plausible Erklärung für den kleinen Flurschaden gefunden. Der Ärger dürfte dann ja auch schnell vergessen gewesen sein.
Schön zu hören, dass das Bergfest mit etwas Verspätung doch noch seinen Lauf nehmen konnte 🙂
Steht auf dem Gelände der Fröttmaninger Heide jetzt nicht die Allianz-Arena des FC Bayern München? Na, immerhin wird dann dort immer noch (auf Tore) „geschossen“ 😉
Mit freundlichen Grüßen
S. Karp
Hallo Sven,
ja, die Allianz-Arena steht auf einer Teilfläche des alten Übungsplatzes “Fröttmaninger Heide”.
Und der FC-Bayern-München “Campus” – also das Jugendleistungszentrum – wurde in der ehem. Fürst-Wrede-Kaserne errichtet, die Flächen hierfür hat die FC Bayern München AG von der BIMA erworben. Dort war übrigens auch das alte Jägerbataillon 531 stationiert, welches dann als das hier im Artikel angesprochene PzGrentBtl 561 in die Bayern-Kaserne verlegt wurde. München war ja ein sehr großer BW-Standort: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Milit%C3%A4rkasernen_in_M%C3%BCnchen
vielen Dank für die Info! Vermutlich eines der letzten halbwegs bezahlbaren Grundstücke im Münchener Umland…
Hallo Georg,
das sind ja wieder Klasse Bilder , die Du uns hier präsentierst, und interessante Erlebnisse, die man als Außenstehender natürlich so nicht mitbekommt !!!! Es scheint ja ein schönes “Fleckchen Erde” gewesen zu sein die ” Fröttmaninger Heide” als ihr dort geübt habt . Die Gegend gefällt mir jedenfalls sehr gut……….. Ja, das gute alte ” Bergfest” …….böse Erinnerungen an damals……….Vielen Dank wieder fürs Zeigen Deiner Bilder !!!!
Beste Grüße
Tom