Das Panzerartilleriebataillon 355 sollte im Rahmen der Heeresübung Fränkischer Schild die neue Artilleriestruktur 85 erproben – statt 3 schießenden Batterien mit je 6 Geschützen gab es dann 2 Batterien mit 9 Geschützen in zwei Zügen. Hierzu bekamen wir Personal und zum Teil Fahrzeuge vom PzArtBtl 565 aus Münschen und vom FArtBtl 21 aus Schwalmstadt.

Ich sollte zunächst als VB mit meinem Trupp teilnehmen. Da ein Feuerunterstützungsoffizier ausgefallen war, mußte ich meinen Trupp abgeben und wechselte auf einen Trupp aus München.

Ich hatte einen M113 und eine Besatzung (Hauptfeldwebel, Fahnenjunker, Gefreiter), mit denen ich noch nie vorher zu tun hatte und mußte am nächsten Tag mit denen auf Übung fahren.

Das Panzerartilleriebataillon 355 marschierte im Landmarsch von Wildflecken über Bad Brückenau – Hammelburg – Karlstadt (B27) in den Verfügungsraum Gramschatzer Wald.

Unverhoft kommt offt, ich wurde mit der neuen Besatzung auch noch als Spitzenfahrzeug eingeteilt. Ich führte mit meinem M113 als Spitzenfahrzeug also die Kolonne am nächsten Tag an, hinter mir folgte das gesamte Bataillon, auch die Kettenfahrzeuge. ich fühlte mich trotz der Ausschilderung als junger Oberleutnant schon etwas mulmig, da ein falsches Abbiegen fatale Folgen gehabt hätte, wenn man ein Schild übersehen hätte.

Vor dem Gramschatzer Wald hatten wir alle etwas Respekt, da dieser als Zeckengebiet berüchtigt war (FSME-Pflichtimpfung gab es damals noch nicht).

Ich war dann froh, daß ich mich nach einer Nacht zu meinem Kampftruppenbataillon abmelden konnte. Ich war als Feuerunterstützungsoffizier beim Kommandeur Panzerbataillon 354 eingesetzt. Während der Übung wurde auch das Feldpostwesen geübt und wir waren angehalten soviel wie möglich Briefe zu schreiben. Meine Frau sagt nocht heute, sie hätte noch nie soviel Briefpost von mir bekommen wie während dem Fränkischen Schild. Hierzu gab es spezielle Briefumschläge mit dem Wappen der Übung darauf gedruckt.

So weit ich mich noch erinnere war es für die PzGrenBrig 35 ein Verzögerungsgefecht von der Linie Karlstadt – Werneck nach Süden über den Main bis südlich von Ochsenfurt. Anfangs lagen uns französiche AMX-30 Panzer gegenüber.

An den Rückmarsch kann ich mich ebenfalls noch sehr gut erinnern. Das Battailon marschierte aus dem Raum Aub auf der A7 zurück nach Wildflecken – ca. 120 km Landmarsch.

Wieder das gesamte Battaillon incl. der Kettenfahrzeuge. Am Autobahnkreuz Biebelried (A7/A3) sah man nur noch Militärkolonnen in alle Richtungen fahren – Verkehrschaos!

Nach Süden kam uns ein FArtBtl mit seinen MAN 7to und den FH70 entegegen. Schade dass es damals noch keine Photo-Handys gab – wären tolle Bilder und Filmclips geworden.

Vor der Autobahnabfahrt Schweinfurt-Niederwerrn (so hieß die damals) wurden wir von einem Troop einer US Cavalry Squadron aus Schweinfurt mit ihren M60 Panzern überholt.

Über den Autor: pdomes

Published On: 07.06.2021|Kategorien: 198x, Manöver|Tags: |

3 Kommentare

  1. Sven 7. Juni 2021 um 22:30

    Hallo Peter,

    auch für Deinen zweiten überaus authentischen Artikel im Blog möchte ich mich ganz herzlich bedanken! Deine hochspannenden Erinnerungen holen einen direkt wieder ab. Die Fantasie malt Deine Schilderungen aus und schon ist man gedanklich mittendrin im Geschehen! Vielen Dank für diesen digitalen Ausflug in längst vergangene Zeiten! Für solche “Expeditionen” bin ich immer zu haben 😉

    Beste Grüße

    Sven

  2. Andreas Koch 9. Juni 2021 um 15:03

    Wenn man nur damals schon die fotografischen Möglichkeiten von heute gehabt hätte… *seufz*
    Schöne Fotos und toller Bericht 🙂

  3. DeltaEcho80 15. Juni 2021 um 11:16

    Hallo Peter,

    vielen Dank für die tollen Erinnerungen.

    Beim fränkischen Schild war ich 6 Jahre alt, aber mein Heimatort Schwanfeld war im “Auge des Gefechtes”. Ich kann mich erinnern, dass die Nächte vom Brummen der Panzermotoren erfüllt waren.
    Beim Gewässerübergang über den Main in Fahr a.M. hat mich damals ein Soldat auf den bereitstehenden Bergepanzer gehoben, wovon es sogar ein Bild in der MainPost gab.

    Mein späterer Spieß bei 352 war damals als junger Feldwebel dabei, als die 352er an der B19 entlang bei der Wallfahrtskirche Fährbrück die Stellungen gegen die Franzosen hielten. Er hat immer viele Anektoden von der “Panzerschlacht bei Fährbrück” erzählt.

    Jahre später gab es eine riesige Aufregung, weil man auf der B19 an der Eisenbahnbrücker über die B19 zwischen Werneck und Essleben 2 alte Ex-Minen ausgegraben hat, deren blaue Farbe verwittert war. Stundenlange Straßensperrung, bis das Sprengkommando aus Nürnberg Entwarnung geben konnte.

    Viele Grüße
    Dietmar

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