Double Deal 65

  • 07.10.1965 bis 14.10.1965
  • Paderborn, Detmold, Lippisches Bergland, östlicher LK Holzminden, Hameln, B1 Richtung Hildesheim
  • 13.140 Soldaten, 4.100 Rad- und Kettenfahrzeuge
  • FTX
  • UK, BW, DK, BE
  • Einheiten:
    — 4th (UK) Armoured Division
    — Panzerbrigade 21 (Augustdorf
  • Ballungsraum: Emmerthal, Hameln, Hess. Oldendorf, Horn
  • Brückenschläge:
    — bei Grohnde (Weser)
    — Kirchohsen-Hagenohsen (Weser)
    — Ohr-Tündern (Weser)
  • Besonderheiten:
    — Es wurden 340 Kampf- und 360 Schützenpanzer eingesetzt
    — Es nahmen ca. 10.000 britische, 2.500 deutsche, 600 dänische und 40 belgische Soldaten teil
    — Die Übung verlief unter “Atomaren Bedingungen”, also sehr weitläufig
    — Der Brückenschlag zwischen Kirchohsen und Hagenohsen war an der alten Fährstelle

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2 Kommentare

  1. Free Lion 1. Dezember 2017 um 12:43

    der vergessene Eroberer (Conqueror)

    Herbstzeit – Manöverzeit, eine Erinnerung an die 1960er Jahre
    Früher war die Herbstzeit für uns auf dem Lande auch Erntezeit. Obwohl meine Eltern keine Landwirtschaft besaßen, versorgten wir uns in den frühen sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts weitestgehend selbst. Ein paar Hühner, ein Schwein, drei bis fünf Gänse nannten wir unser Eigen. Dazu pachteten wir ein Viertel Morgen Kirchenland und bauten Kartoffeln und etwas Getreide an.
    Anfang September ging´s zum Kartoffelroden raus aufs Feld, alles in Handarbeit. Wir Kinder mussten die Kartoffeln lesen (einsammeln). Am Ende des Nachmittags standen 25 Sack Kartoffeln auf dem Acker. Mein Vater besorgte sich anschließend einen Trecker zum Abtransport der goldgelben Frucht. Ich blieb derweil auf dem Feld zurück, um die Ernte „zu bewachen“.
    Gedanken versunken saß ich auf einem der Säcke und vernahm plötzlich aus der Tiefe des Ilmebeckens Panzergeräusche. Schon schlug mein Herz höher. Doch ich konnte ja nicht weg.
    Musste ich auch nicht, denn unser Kartoffelacker – auf halber Strecke zwischen den Dörfern Dassensen und Wellersen gelegen – lag genau im „Kampfgebiet“. Zunächst tasteten sich einige Panzer von Typ Centurion, teilweise mit Dozerblade ausgestattet, vor. Kurz vor unserem Feld bogen sie in südwestliche Richtung ab, um eine Baumreihe Richtung der Ahlsburg zu erreichen.
    Dann kamen sie, die mächtigen Ungetüme namens Conqueror mit ihren breiten Eisenketten und der gewaltig langen 120 mm Kanone. Ein Conqueror kam direkt auf mich zu und ich bekam richtig Schiss. Wenn der mich jetzt nicht sieht? Oder vielleicht unsere Kartoffelsäcke platt fahren will? Gar nicht auszudenken! Also fing ich an wie wild zu winken. Noch 100 Meter…50 Meter.. 20 Meter. Dann zog der Fahrer scharf an der rechten Kette und brachte den eisernen Riesen neben mir zum Stehen. Aus meiner Froschperspektive kam mir der Conqueror unheimlich vor und ich schlotterte am ganzen Körper. Irgendwie schien dies auch der Panzerkommandant zu spüren. Er rief mir etwas Unverständliches zu, lachte mich an und warf eine kleine Tafel Schokolade zu mir herunter. Ich fing sie auf und winkte ihm zu. Schon brüllte der Motor auf und der Conqueror fuhr entlang unserer Kartoffelsäcke weiter.

    Nun war richtig was los in unserem kleinen Dorf. Nach den Kampfpanzern kamen die Artillerie und jede Menge LKW´s. Eine Versorgungseinheit zog im Dorf unter und blieb für drei Tage. Die 10 Tonner vom Typ AEC Militant waren mit Spriegel und Plane ausgerüstet und hatten Sprit und Munition an Bord.
    Die Kampfpanzer waren längst weiter gezogen. Doch ein Schulkamerad berichtete, dass beim Forstamt Schnepke ein Panzer liegen geblieben ist. Am Nachmittag des folgenden Tages bin ich mit dem Fahrrad dorthin gefahren und fand zu meiner großen Überraschung „meinen“ Conqueror vom Kartoffelacker wieder. Er hatte wohl ein Getriebeproblem. Die Panzermänner trugen schwarze Overalls und werkelten ein bisschen an dem Boliden herum. Der Kommandant erkannte mich wieder und gab mir ein paar Drops. Ich durfte auf dem Panzer herumklettern und auch das Innere dieses Ungetüms erkunden. Gegen Abend fuhr ich mit zwei Feldrationen im Gepäck zurück nach Haus. Am nächsten Tag habe ich mich mit Wurst und Brot aus unserem Vorratskeller revanchiert. Die Soldaten waren sichtlich froh über diese kulinarische Abwechslung. Und so ging es ein paar Tage weiter. Ich durfte nach Herzenslust auf dem Panzer herumturnen und brachte täglich etwas zu essen mit. Nach meiner Erinnerung hat er dort bestimmt eine Woche gestanden… es hätte immer so weiter gehen können!
    Doch eines Nachmittags war er einfach nicht mehr da. Meine Enttäuschung war natürlich riesengroß. Was blieb: ein bis heute unvergessenes Erlebnis sowie tiefe Kettenspuren auf dem Waldweg. Die heute noch sichtbaren Kettenabdrücke im Teer lassen mich immer wieder an dieses Erlebnis zurück blicken.

  2. Sven 1. Dezember 2017 um 13:15

    Hallo Eckhard,

    herzlichen Dank für diesen ganz wunderbar geschriebenen Erlebnisbericht! Ich denke, so ähnlich ist es vielen von uns in den Kindheitstagen ergangen. Ich kann Deine Zeilen nur zu gut nachempfinden!

    Viele Grüße

    Sven

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