Bellende Meute 73

  • Ende November 1973
  • Bergen-Hohne, Walsrode, Bremen, Hamburg
  • 12.000 Soldaten (davon 500 UK)
  • FTX
  • BRD, UK
  • 1. Panzergrenadierdivision (Übungsleitung)
  • Teile 1st (UK) Armoured Division (Verden)
    Brückenschlag: Aller bei Otersen
  • Heftige Schneefälle und scharfer Frost haben die Übung behindert

Archiv Sven

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Ein Kommentar

  1. Free Lion 28. Dezember 2017 um 13:20

    Meine Erinnerung an die Bellende Meute 1973

    Während meiner 15monatigen Grundwehrdienstzeit habe ich an mehreren freilaufenden Manövern teilgenommen. Meine Wehrdienstzeit ging vom 01.04.1973 bis zum 30.06.1974. Nach der Grundausbildung übte ich meinen Dienst als Richtfunker beim Fernmeldebataillon 1 in Hannover aus. Ich wurde dem 4. Richtfunkverbindungstrupp (4.RV-Trupp) der 2. Kompanie zugeteilt. Ein RV-Trupp bestand aus 4 Soldaten, die mit zwei Unimogs S 404 ausgestattet waren. Der sog. A-Wagen hatte einen Kofferaufbau, in dem sich zwei Richtfunkgeräte FM 12/800 befanden. Der B-Wagen besaß einen Planenaufbau und beherbergte das Antennenmaterial sowie das Strom-Aggregat. Die größte Übung an der ich teilnahm, war die Volltruppenübung „Bellende Meute 73“, die von der 1. PzGrenDiv in der Zeit vom 21. Nov. bis zum 04. Dez. 73 im Dreieck Walsrode, Bremen und Harburg durchgeführt wurde.
    Im Herbst des Jahres 1973 hatten die Erdölförderländer ihre Produktion stark gedrosselt, der Preis für Benzin stieg kräftig an. Die damalige Bunderegierung sprach das Sonntagsfahrverbot für zivile PKW´s und LKW´s aus. Es galt von Mitte November bis Mitte Dezember 1973. Unsere Übung stand wg. der Benzinknappheit auf der Kippe. Eigentlich sollte die Übung am Samstag, dem 17. Nov. starten. Doch wir wurden noch ganz normal ins Wochenende entlassen. Es hieß, die Übung würde nicht stattfinden. Am frühen Morgen des 21. Nov. wurden wir mit einem NATO-Alarm geweckt. Noch im Dunkeln fuhr unser Bataillon in seinen Verfügungsraum südwestlich von Celle. Hier verbrachten wir die nächste Nacht. Die Richtfunker des FmBtl 1 hatten die Aufgabe, die drahtlose Verbindung zwischen den Gefechtsständen der unterstellten Brigaden herzustellen. Wir wurden dem PzBtl 34 zugeordnet und haben unsere erste Stellung auf dem Brehlinger Berg bei Mellendorf bezogen. Dort blieben wir bis zum 24.11. Inzwischen war die PzBrig 3, zu der das PzBtl 34 gehörte, weiter nach Norden in Richtung Visselhövede vorgerückt und unser Gefechtstand folgte am Sonntag, dem 25.11. nach. Auf der wegen des Sonntagsfahrverbotes menschenleeren A 7 und A 28 haben wir mit unseren Unimogs S 404 regelrechte Auto-Rennen veranstaltet. In Nordkampen wurde der nächste Gefechtsstand aufgebaut.
    Über Nacht kam es zu einem kräftigen Kälteeinbruch. Es fing an zu schneien und die Temperaturen gingen auf unter 10 Grad minus zurück. Gott sei Dank war unser Funkkofferaufbau mit einer Schwingfeuerheizung ausgestattet. Der zweite Unimog hatte jedoch nur eine Plane. Dort haben wir unsere Essensvorräte aufbewahrt und tief vermummelt geschlafen. Die Kampfverbände lieferten sich zwischen Schneverdingen und Buchholz eine offene Schlacht und wir mussten abermals einen Stellungswechsel nach Scheeßel durchführen. Da die Straßen schneeglatt waren, mussten wir zunächst unsere mitgeführten Schneeketten anlegen. Sobald wir wieder auf frei befahrene Straßen kamen, wurden die Schneeketten wieder abgenommen. Das passierte uns in der zweiten Manöverwoche täglich. Unsere nächste Verwendung war der Aufbau einer Relaisstation auf einem kleinen Hügel in der Nähe von Westervesede. Das Antennenmaterial war in der Kälte schwer zu Händeln, doch nach einer Stunde stand die Richtfunkverbindung. Zu unserer Überraschung kam der Spieß am Abend mit zwei Flaschen Rum vorbei. Die sollten uns von innen wärmen. Wegen der weiter ansteigenden Minustemperaturen haben wir die nächsten Nächte zu viert im Funkkoffer verbracht und im Sitzen geschlafen.
    Der Vormarsch „unserer“ PzBrig 3 wurde am 28.11. gestoppt und es ging nun wieder in südwestliche Richtung zurück. Für ein paar Stunden kamen wir in Kirchwalsede auf einem Bauernhof unter. Wir konnten unsere Unimogs in eine Scheune fahren und uns im Stroh etwas ausruhen. Da die „Front“ schnell näher kam, ging es hektisch weiter zurück. Wir fuhren mit Teilen unseres Bataillons über Bendingbostel, Borstel nach Otersen. Dort ging es über eine Behelfsbrücke über die Aller. Mittlerweile hatte die PzBrig 3 nördlich der Aller ihre Auffangstellung erreicht. Wir bewegten uns zum Hauptgefechtsstand des PzBtl 34, der am Freitag, 30.11. in Eilte aufgebaut wurde. Dort konnten wir uns in einem Kuhstall aufwärmen. Zudem kam die Bäuerin mit frischem Kaffee und einer großen Portion Rührei mit Speck vorbei. Eine wahre Wohltat für uns. In der Nacht hörte ich Kettengerassel. Das Btl zog sich über eine PzBrücke über die Aller zurück und fuhr an unserem Gefechtsstand vorbei. Nun habe ich die Leos des PzBtl 34 erstmals während der Übung zu Gesicht bekommen. Sie bewegten sich Richtung Westenholz, um sich dort auf ein Scharfschießen vorzubereiten. Unser RV-Trupp musste abermals eine Relaisstation, diesmal zwischen dem Divisionsstandort Hannover und dem Hauptgefechtsstand (R) aufbauen. Wir fuhren nochmals auf den 92 Meter hohen Hügel namens Brelinger Berg und verbrachten dort den 1. Advent des Jahres 1973. Pünktlich zum Übungsende setzte Tauwetter ein. Im Schneematsch ging es am 04.12.73 in unsere Kaserne nach Hannover-Bothfeld zurück.

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